Institution und charisma Gemass der orthodoxen uberliederung

Martzelos, Georgios (2004)

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Es ist Tatsache, dass im westlichen theologischen Denken während der längeren Zeit seiner Geschichte eine oftmals intensive dialektische Antithese zwischen Institution und Charisma zu beobachten ist, mit der Folge, dass sich sowohl die römisch-katholische als auch die protestantische Überlieferung – wenngleich sie im vorliegenden Thema diametral entgegengesetzte und einander ausschließende Thesen und Vorgehensweisen einnehmen – in einer Weise darstellen, die unauflösliche und funktionelle Einheit zwischen Institution und Charisma, die die orthodoxe Theologie und Spiritualität sehr stark charakterisiert, in der Praxis zu leugnen. In der Tat stellt sich die römisch-katholische Überlieferung, determiniert vom juristischen Geist, der, wie bekannt, alle Schichten ihrer Theologie durchdringt, oftmals so dar, dass sie in übertriebener Weise die Institution gegenüber dem Charisma in der Kirche hervorhebt, und dass sie das Charisma fast ausschließlich institutionell versteht, mit der Folge, dass es scheint, dass die institutionelle Dimension der Kirche und der kirchlichen Ämter überbetont und ihre charismatische und pneumatische Dimension unterschätzt wird. Das Verständnis der Kirche als Einrichtung und noch allgemeiner der Nachdruck, der auf den sichtbaren Charakter der Kirche gelegt wird, die klerikalistische Betrachtung der Beziehung von Klerus und Volk, die Entstehung der päpstlichen Institution und die Vorführung seines zentralistischen Charakters zur Gewährleistung der kirchlichen Einheit bringt uns zur Auffassung, dass dies Symptome einer Fehlentwicklung sind, die in der einseitigen Betonung der Institution gegenüber dem Charisma begründet liegt, die im allgemeinen die römisch-katholische Theologie und Spiritualität charakterisiert.

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