dc.description.abstract | Es besteht allgemein die Meinung, sogar unter orthodoxen Theologen, dass das Kriterium der Orthodoxie der Häresie gegenüber einfach und allein in der Akzeptanz der dogmatischen Lehre der Orthodoxen Kirche liegt, ohne dabei den wesentlichen Rahmen, in dem die Orthodoxie geboren wird und sich entwickelt, nämlich die Gemeinschaft der Gläubigen mit der Kirche, zu berücksichtigen. In diesem Sinne ist derjenige als orthodox zu betrachten, der einfach die orthodoxe dogmatische Lehre anerkennt und nichts Anderes. Sosehr diese Meinung den Anschein erweckt, richtig zu sein, müssen wir von Anfang an unterstreichen, dass sie im Licht der orthodoxen väterlichen Tradition nicht nur unvollständig, sondern auch falsch und gefährlich ist, da sie vollkommen die empirische und existentielle Dimension des orthodoxen Dogmas, wie es im Rahmen der kirchlichen Gemeinschaft erlebt wird, außer Acht lässt, indem sie es nicht als Erfahrung und wahres Leben im Zusammenhang mit der Kirche sieht, sondern als reine Ideologie.
Besonders charakteristisch für diesen Fall ist die Tatsache, dass der größte Dogmatiker der Orthodoxen Kirche, der hl. Johannes von Damaskus, der, wie bekannt, die gesamte vorangegangene väterliche Tradition fruchtbar und schöpferisch zusammenfasst, wenn er sich in seinem Werk Über die Häresien auf drei häretische Parteien, nämlich auf die Ägypter, d.h. die Antichalkedonier, die Iketen und die Autoproskopten, bezieht, diese als „in allem orthodox“, was den dogmatischen Inhalt ihrer Lehre angeht, bezeichnet, obwohl er sie tatsächlich für häretisch hält, da sie sich aus besonderen Gründen von der Gemeinschaft der Kirche getrennt haben . | en_UK |